An verschwundene alte Dettenheimer und Karlsdorfer Bräuche sei dieser
Tage erinnert. Gemeint ist das Aussenden von jungverheirateten Männern
an Dreikönig zum Sammeln von Geld für eine neue Sebastianskerze und das
Dreikönigsspiel.
An Dreikönig bzw. an dem ihm folgenden Sonntag wählte der Pfarrer aus
den neuverheirateten Männern des vergangenen Jahres vier bis sechs aus.
Am Festtag, nach der Predigt verkündete er von der Kanzel herab seine
Auswahl: „Als Dreikönigsmänner mögen heute Nachmittag laufen und zur
Beschaffung der Sebastianskerze vorsprechen: …“. Paarweise gingen die
auserwählten Männer in ihrem Hochzeitsstaat (Frack und Zylinder) mit
ihren Sammelbüchsen durch die Straßen Karlsdorfs, von Haus zu Haus. Die
Sammlung war oftmals so ergiebig, dass es für mehr als nur die
Anschaffung einer neuen Sebastianskerze reichte. Wie schrieb doch
Pfarrer Kempf 1928: „Die Karlsdorfer sind nämlich nach dieser Seite hin
großzügig veranlagt“.
Wie alt der Brauch der Dreikönigsmänner war und wie lange er sich in
Karlsdorf hielt, lässt sich leider nicht mehr mit Sicherheit sagen.
1928 zumindest wurde er noch ausgeübt. Es ist auch nicht zweifelsfrei
geklärt, warum gerade an Dreikönig für eine dem hl. Sebastian geweihte
Kerze gesammelt wurde.
Noch älter als die Aussendung der Dreikönigsmänner war das so genannte
Dreikönigsspiel in Dettenheim, das später in Karlsdorf nur noch
sporadisch und letztmalig vor der Wende zum 20. Jahrhundert aufgeführt
wurde. Junge Männer zogen von Haus zu Haus, trugen es vor und bekamen
für ihre Kunst eine kleine Gabe. Überliefert ist eine Fassung des
Dreikönigsspiels aus dem Jahr 1873, von Melchior Rheinhard verfasst.
Ein Engel, König Herodes, ein Berater von ihm und natürlich die
heiligen Drei Könige treten darin auf und erzählen in „wohlgesetzten“
Reimen die bekannte biblische Geschichte vom wegweisenden Stern und dem
Kindermord zu Bethlehem („Drum lasst uns wieder fort passieren, weil
uns der Stern noch recht thut führen“ oder „Er rüstet sich zum
Kindermord, zu töten sie an jedem Ort“).
Wenn dieser Tage die „Sternsinger“ (Kaspar, Melchior und Balthasar mit
ihren Sternträgern) durch unsere Straßen zogen, so geschieht dies in
unserem Dorf seit 1960.