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Sonderausstellung 2007

Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Karlsdorf

In die Tragik der Flucht und Vertreibung von Deutschen aus kommunistisch besetzten Gebieten Süd-, Mittel- und Osteuropas, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges über Millionen Deutsche hereinbrach, wurde ab 1946 auch Karlsdorf einbezogen.
Rund 170 Menschen wurden Karlsdorf „zugewiesen“. Mehr als 45 Familien mussten in anfangs meist sehr beengten Verhältnissen und weitgehend mittellos – weitab von bisherigen Erwerbsmöglichkeiten, Lebensabläufen und Traditionen – ein neues Leben aufbauen. Den „Flüchtlingen“ wie sie anfangs unterschiedslos genannt wurden, gelang es auch in Karlsdorf mit beispielhaftem Einsatz und mitunter äußerst strapazierter Anpassungsfähigkeit innerhalb weniger Jahre, einen festen Platz im örtlichen Leben einzunehmen. Die volle Integration sowohl der Erwachsenen als auch der zahlreichen Kinder in Alltag und Schule gelang trotz anfänglicher Probleme auf überzeugende Art und Weise.
Der Heimatverein Karlsdorf versucht nun – beginnend mit der Besiedlungsgeschichte der betreffenden Regionen – das unmenschliche Geschehen des letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahres in einer weitgehend durch zeitgenössische Dokumente, Fotos und Originalexponate geprägten Sonderausstellung aufzuarbeiten und insbesondere auch geschichtserhaltend zu dokumentieren. Die Sorgen, Nöte, Ängste aber auch der Opferwille und die Aufbauleistung der Vertriebenengeneration haben dies allemal verdient. Gerade heute ist es wichtig und aktuell, den bei weitem nicht mehr nur positiv besetzten Begriff „Integrationswille“ durch herausragende Beispiele aus der Mitte des letzten Jahrhunderts in ein richtiges Bild zu rücken.
Leider konnte (nach nun über 60 Jahren) in der kurzen Ausstellungsvorbereitung Vieles nicht mehr rekonstruiert werden. Hier bleiben für die örtliche Dokumentation noch Aufgaben für die Zukunft, bei denen insbesondere die Mithilfe der Vertriebenen-Nachkommen eminent wichtig ist. Das Museumsteam hofft deshalb, aufgrund der Ausstellung zu weiteren Informationen, Fotos oder Dokumenten zu kommen.
Ganz besonders bedankt sich der Karlsdorfer Heimatverein für die Leihgaben des Heimatvereins Wiesental, von dem vor allem der geschichtliche Block zu Ansiedlung, Flucht und Vertreibung, aber auch einige sehenswerte Exponate stammen.